Westdeutsche Zeitung vom 16. August 2008

Neuer Ärger um alte Fässer

SUDBERG Die Grünen greifen die Probleme
mit Altlasten auf dem Hösterey-Gelände
wieder auf.

Von Hartmut Schmahl
und Stefan Melneczuk

Dient das Hösterey-Grundstück in Sudberg als Endlager einer früheren Firma? Diese und andere Fragen richtet die Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen in einer großen Anfrage zur nächsten Ratssitzung an Oberbürgermeister Peter Jung.
Peter Vorsteher, Ratsmitglied aus Cronenberg: „Nach unserer Kenntnis sind dort in einem alten, nicht mehr genutzten Fabrikgebäude mehrere hundert, wenn nicht gar mehrere tausend Liter vermutlich hochgiftiger Flüssigkeiten gelagert. Wir wollen wissen, was in den zum Teil stark angerosteten Fässern und Tanks enthalten ist.“
Den Grünen zugespielte Fotos lassen erkennen, dass an den Behältern der Zahn der Zeit genagt hat. Mindestens ein Fass ist leck, sagen die Grünen. Inzwischen ist das frühere Betriebsgelände zwar abgesichert und die Gebäude sind teilweise zugemauert, dennoch macht sich auch Sabine Böttcher, Vorstand des Bürgervereins „Sudbürger“, Sorgen, dass Kinder trotzdem in die Nähe der Chemikalien kommen können. Bei einer früheren Untersuchung wurde unter anderem Chrom 6 mit einer 55-fachen Prüfwertüberschreitung festgestellt. Die Grünen fragen auch: „Ist die Lagerung dieser Stoffe zulässig und ist eine Genehmigung zur Lagerung überhaupt erteilt worden?“ Kontaminiert durch Schleifschlämme sei auch ein Teil des Bodens.
Nach der Insolvenz der früheren Firma Hösterey hat das Grundstück mehrfach den Eigentümer gewechselt. Auch der derzeitige will hier mehrere Häuser bauen. „Trifft es zu, dass das Grundstück aus baurechtlicher Sicht in zwei Grundstücke geteilt wird?“, fragen die Grünen. Ratsmitglied Yves Ramette: „Für uns stellt sich auch die Frage, ist im Falle der Bebauung eines schadstofffreien Teilstücks des Areals die umweltgerechte Sanierung der Gesamtfläche noch gesichert, oder bleibt die Stadt hinterher auf diesem Teil sitzen?“
Ende Oktober 2005 haben die Probleme bereits für Aufsehen gesorgt. Wie damals berichtet, gab es auch einen Ortstermin mit der Feuerwehr. Nach wie vor schließt das Umweltamt der Stadt der WZ gegenüber eine Gefahr für Anwohner aus. Anfallende Schleifschlämme habe die Firma damals ordnungsgemäß entsorgt, und die Belastung mit Chrom 6 stehe in keinem Zusammenhang mit der Produktion der ehemaligen Werkzeugfirma. Auch eine Wasserprobe wurde 2005 untersucht. Jetzt will man sich erneut mit dem Eigentümer abstimmen. Stadt-Sprecherin Martina Eckermann gestern zur WZ: „Es gibt keinen Hinweis auf eine akute Umweltgefahr.“

So sehen nach Angaben der Grünen die Fässer und Tanks auf dem alten Firmenglände aus. Fotos: privat

EIN LANGER STREIT

INITIATIVE Seit Jahren gibt es Streit um die Bebauung der Fläche, auf der zunächst gut 30 Häuser geplant waren. Seinerzeit gründete sich dagegen bereits eine Anwohner-Initiative.

- verfasst 2008-08-17 17:59 in Kategorie:

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