Cronenberger Woche vom 18./19. April 2008 Seite 1

Erst keine, dann zwei

Bezirksvertretung fasst zwei Resolutionen „pro Hauptschule”

Da neben sich die Zuhörer in der Bezirksvertretung Cronenberg verwundert die Augen: Hatten nicht SPD-Sprecher Dieter Scherff sowie die Ratsherren Oliver Wagner (SPD) und Andreas Weigel (CDU) gerade noch den Grünen-Vertreter Peter Vorsteher als Populisten glattgebügelt? Wenige Minuten später tat das Stadtteilparlament genau das, wofür es Vorsteher zuvor als „Falschspieler“ kritisiert hatte: Es verabschiedete eine Resolution für den Erhalt der Hauptschule Cronenberg. Eine Resolution? Um die Verwirrung komplett zu machen, wurde gleich noch eine zweite Hauptschul-Resolution hinterhergeschoben.
Einen Tag, nachdem der Schulausschuss der Schließung der Schule am Lenzhaus mit CDU/SPD-Großkoalitionsmehrheit zugestimmt hatte (lesen Sie dazu auf Seite 7), kochten die Emotionen in der BV umso mehr hoch. Anlass war die Grünen-Resolution pro Hauptschule (die CW berichtete). „Natürlich sollte die Cronenberger Schule erhalten werden“, sagte SPD-Chef Dieter Scherff. Aber: Wer das fordere, der müsse auch sagen, welche Schule statt dessen geschlossen werden solle. Diese Antwort blieben die Grünen schuldig. Scherff: „Das kann man nicht machen, das ist Populismus.“ CDU-Stadtverordneter Andreas Weigel war ebenso „auf 180“: „Diese Resolution ist das Papier nicht wert“, wetterte Weigel. „Das riecht nach Populismus“, meinte auch Ratskollege Oliver Wagner.
Umso größer war die folgende Abstimmungsüberraschung: Bei Enthaltung von CDU/SPD wurde die Grünen-Resolution in einer Großkoalition der Kleinen (FDP, Grüne, UWG und WfW) angenommen. Als Grünen-Sprecher Peter Vorsteher auf das Kuriosum hinwies, ließ Bezirksbürgermeisterin Ingeborg Alker nochmals die Hände heben – tatsächlich: die zuvor so vehement kritisierte Grünen-Resolution war angenommen.
Und die BV setzte noch eins drauf: Die Sitzung wurde unterbrochen, damit SPD-Vertreter Peter Schundau eine weitere Resolution formulieren konnte. Schundau hatte kritisiert, dass sich der Schulentwicklungsplan nur an Zahlen und nicht an qualitativen Aspekten orientiere. Die BV folgte der Schundau-Meinung: Seine Hauptschul-Resolution wurde sogar einstimmig angenommen. War das auch Populismus oder Wahlkampf, fragte sich mancher Zuhörer vielleicht auf dem Heimweg…

- verfasst 2008-04-19 19:05 in Kategorie:

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