Westdeutsche Zeitung vom 12. Januar 2007

Pfennige für die Brückenbenutzung
Alte Jagenberg-Brücke ist nicht mehr sicher
(-hl). Im Juli 2004 meldete die Stadt Solingen auf ihrer Internetseite: Die Fußgängerbrücke über der Wupper an der ehemaligen Papiermühle muss bis auf weiteres gesperrt werden. Eine Hauptprüfung hat erhebliche Mängel ergeben, so dass
die Standsicherheit und die Verkehrssicherheit durch Schäden am Widerlager, am Überbau und an den Geländern nur bedingt gewährleistet ist.
Die Bewohner und Spaziergänger auf der Wuppertaler Seite wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.
Dabei war diese Brücke schon im vorletzten Jahrhundert eine wichtige Fußgängerverbindung auch für die Cronenberger, die in der Papiermühle bis zur konkursbedingten Schließung der Papiermühle Jagenberg 1996 arbeiteten, oder für die Wanderer und Spaziergänger, für die es die einzige Querung über die
Wupper zwischen Kohlfurth und Müngsten ist.
Die Brücke hat eine lange Geschichte. Jagenberg hatte schon 1828 einen Reitsteg an dieser Stelle über die Wupper gebaut. Später gab es heftige Diskussionen der Stadt Solingen über die Notwendigkeit der Brücke und den Unterhalt, der durch das
Brückengeld nicht aufzubringen sei. Am 26. März 1839 gab dann die Regierung die Genehmigung zum Einziehen des Brückengeldes in Höhe von zwei Pfennig für Fußgänger und sechs Pfennig für Reiter und Pferd. Mit diesem Tarif aber war Jagenberg nicht
einverstanden und gab bekannt, er werde die Brücke wieder schließen un den Fährbetrieb wieder herstellen, wenn ihm nicht die Sätze des bisherigen Fährgeldes von vier beziehungsweise acht Pfennig zugestanden würden. Da die Regierung nicht zumstimmte,
nahm Jagenberg im gleichen Jahr den Betrieb mit dem Fährkahn wieder auf und ließ die Brücke sperren.
Doch auch er selbst durfte nicht mehr auf die Brücke. Er hatte keine Baupläne eingereicht. Solingens damaliger Bürgermeister war aber gegen die Brücke, da auf Wuppertaler Seite steile Berge angrenzen würden. Schließlich setzte sich Johann Ferdinand Wilhelm Jagenberg doch noch durch. Brückengeld in Pfenningen mussten die Benutzer bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zahlen.
1941/42 ging die Brücke in das Eigentum der Stadt Solingen über, die sich damit zum Unterhalt verpflichtete. Gleichzeitig erlosch damit das verbriefte Jagenbergische Brückengeld-Recht. 1968 wurde die Brücke dann noch einmal erneuert. Sehr engangiert für eine erneute Instandsetzung der Brücke zeigte sich auf Wuppertaler Seite zuletzt der Bürgerverein Sudbürger. Auf anfrage bei der Stadt Solingen erfuhr der Verein nach vorherigen Interventionen inzwischen, dass das dortige Grünflächenamt den Rest kurzfristig abreißen und einen neuen Übergang bauen wird.
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